Kurze Wege – wie wichtig sind sie für Sie und Ihr neues Krankenhaus tatsächlich?

 

Schon in meinem vorhergehenden Blog-Beitrag zum Baukörper war eine der Fragen, die ich Ihnen empfohlen habe: Sind kurze Wege für Mitarbeiter und Patienten ein entscheidender Faktor für die optimierte Betriebsorganisation?

Heute möchte ich mich aus verschiedenen Blickwinkeln damit beschäftigen.

 

Kurze Wege sind beim Krankenhausbau in vielerlei Hinsicht ein Thema. Sie sind bei der Planung der ambulanten Strukturen, des stationären und der öffentlichen Bereiche, der Verkehrsflächen, jeder Abteilung, jedes Funktionsdienstes, jeder Diagnostik- oder Therapieeinheit und auch der Technikflächen gleichermaßen zu beachten.

 

 

Warum sollten Sie auf kurze Wege bei den verschiedenen Flächen und Funktionen achten? – einige Beispiele

 

·       Magistrale und öffentlicher Bereich

Eine großzügige Eingangshalle und eine lange imposante Magistrale, von der alle Krankenhausbereiche zu erreichen sind, erfüllt jeden Architekten und alle Verantwortlichen mit Stolz, ist aber für die verschiedenen Nutzer nicht unbedingt von Vorteil. Wege zum Friseur, zum Raum der Stille, zur Rezeption und zu den Diagnostik- und Behandlungsbereichen sowie von einer Abteilung zur anderen werden dadurch sehr lang und für Patienten sogar möglicherweise so beschwerlich, dass sie sie nicht alleine bewältigen können.

 

·       Ambulanter und vorstationärer Bereich

Patienten kommen mit oder ohne Begleitung zur ambulanten Untersuchung und Behandlung bzw. zur prästationären Voruntersuchung. Je kompakter dieser Bereich angeordnet ist, desto besser ist er für die Patienten zu finden, desto einfacher können sie sich dort alleine zurechtfinden und desto schneller ist ihr Aufenthalt dort abgeschlossen. Das ist nicht nur in ihrem eigenen Interesse, sondern auch im Interesse des dortigen Teams.

 

·       Stationärer Bereich

Abteilungsstruktur

Heutzutage werden viele Patienten während ihres stationären Aufenthaltes durch die notwendigen differentialdiagnostischen und -therapeutischen Maßnahmen in der Regel in mehreren verschiedenen Abteilungen sowohl untersucht als auch behandelt. Liegen diese weit auseinander oder gar in unterschiedlichen Gebäuden, wird es für die immer älter werdenden und kranken Patienten sehr schwierig, sich zurecht zu finden. Häufig muss eine Begleitung für jeden einzelnen Gang organisiert werden, die dementsprechend lange gebunden ist.

Stationen

In neuen Klinken trifft man maximal 3-Bett-Zimmer an. Die Regel sind sogar 2-Bett-Zimmer. Durch diese Verbesserung des Patientenkomforts verteilen sich die Patienten auf sehr viel mehr Stationsfläche als früher. Der Weg zu jedem einzelnen Patienten ist somit im Durchschnitt sehr viel weiter als bei den alten Mehrbett-Zimmern mit 4 bis 6 Patienten. Dies wirkt sich insbesondere auf die pflegerische Versorgung aus und hat die größten Auswirkungen in der Nacht für die Nacht-Pflegekräfte, die jeden Weg zum und vom Patienten alleine bestreiten müssen. Um diese natürlich für die Patienten notwendige Komfort-Verbesserung im Aufwand für die Pflegekräfte zu kompensieren, sollten die restlichen Stationsräume so kompakt wie möglich angeordnet werden. Das betrifft in erster Linie das Stationszimmer, den reinen und besonders auch die unreinen Arbeitsräume. Gerade diese müssen so geplant werden, dass nur minimale Entsorgungswege entstehen. In der Konsequenz sind deshalb eventuell mehr Entsorgungsräume notwendig.

 

·       Die Räumlichkeiten der Funktionsdienste

o   EKG, Lungenfunktion, Sonographie / EEG

o   Endoskopie

o   HKL

o   OP

o   Physiotherapie

o   andere…

 

Auch bei den Funktionsdiensten, von nicht-invasiv bis hochtechnisch, ist es von großem Vorteil, wenn mit kurzen Wegen gearbeitet wird.

Dazu ein Beispiel:

Im OP sind kurze Wege für die hier tätigen Mitarbeiter das A und O. Dabei geht es um die Wege zwischen Patientenannahme, Vorbereitungsbereich, Operationssaal und Überwachungsraum sowie ebenso OP, Sterilgut-Versorgung, OP-Besteck-Vorbereitung, Geräteräume und OP-Entsorgung.

Mittlerweile haben sich sehr ausgeklügelte Organisations- und Raum-Konzepte etabliert, mithilfe derer verschiedene Aufgaben an mehreren Patienten, die nach einander operiert werden, nicht mehr seriell, also nach einander, sondern parallel stattfinden. Das Poolen von Patienten an verschiedenen zentralen Orten (Holding Area, Einleitung, Nachbetreuung) über den Aufwachraum hinaus, ist dabei ein entscheidender Faktor. Hierdurch können außerdem viele Überwachungsfunktionen zusammengefasst werden. Entsprechend ist auf diese Weise das gleichzeitige Anlernen und Überwachen von jungen Ärzten und Anästhesie- und OP-Pflegekräften zu gewährleisten.

 

·       Technikflächen

Wo und wie genau Technikflächen angeordnet sind, hat u. a. Einfluss auf Wartung und Instandhaltung und damit auch entscheidend auf die Betriebskosten. Je weiter hochtechnische Bereiche wie z. B. OP, HKL und Endoskopie und ihre Technikflächen auseinander liegen, desto länger dauert die Wartung und z. B. die Fehlersuche bei Störungen und Ausfällen, insbesondere, wenn die Technikschächte nicht nur lang, sondern auch noch verwinkelt sind.

 

Welche Personen ist nun alles vom Thema „kurze Wege“ betroffen?

Alle im Krankenhaus sich bewegenden Personen sind betroffen, wenn es darum geht, wie schnell sie von A nach B, bzw. an ihren Bestimmungsort gelangen.

·       Mitarbeiter

·       Patienten und Angehörige

·       Dienstleister und Logistiker intern und extern

 

Wollen wir, dass unsere Patienten gut und schnell mit allem Nötigen versorgt werden, müssen wir die Wege, die sie, ihre Angehörigen und unsere Mitarbeiter, unsere Dienstleister, unsere Logistiker und unsere Zulieferer zurücklegen, so kurz wie irgend möglich gestalten. Das ist eigentlich evident, wird aber doch immer wieder vernachlässigt.

 

Mitarbeiter

All Ihre Mitarbeiter sparen durch kurze Wege bei der Erledigung der verschiedenen Aufgaben Zeit, die der eigentlichen Betreuung Ihrer Patienten und der Erledigung weiterer Aufgaben zugutekommt. Hier ein paar wichtige Beispiele.

Die Pflegekräfte: je kürzer ihre Laufwege zum Patienten, ins Labor, in die Blutbank, zum OP, zur Intensivstation sind, umso mehr Zeit können sie direkt am Patienten verbringen, denn die Gesamtarbeitszeit bleibt ja gleich. Anders herum kann man auch provokativ sagen: Je größer und großzügiger gebaut wird, desto mehr Personal wird erforderlich, um die gleiche Arbeit zu verrichten. Und das ist mit Blick auf den Fachkräftemangel und die häufig prekäre wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser sicher nicht wünschenswert.

Das Gleiche trifft beispielsweise gleichermaßen auf den Hol- und Bringdienst, bzw. Transportdienst zu, der durch kurze Wege mehr Transporte von Patienten und Material in der gleichen Zeit erledigen kann.

 

Patienten und Angehörige

Wie schon bei einzelnen Flächen angesprochen sparen durch möglichst kurze Wege die Patienten, eventuell begleitet von ihren Angehörigen, bei Anmeldung, vorstationären Untersuchungen, Diagnostik und Therapie sowohl Zeit als auch beschwerliche Wegstrecken.

 

Dienstleister und Logistiker intern und extern

Kurze Wege haben Einfluss auf jede Art von Serviceleistung: Arzneimittelversorgung, Materialversorgung, Essensabfrage und Speisenversorgung, Bettenaufbereitung, Wäscheversorgung und vieles mehr. Aber auch auf jede Art von Sekundärprozessen wie beispielhaft Physiotherapie, Aufklärungsgespräche, Medizincontrolling, da dadurch definitiv mehr Aufgaben erledigt werden können.

 

Soweit meine Anmerkungen zum Thema “kurze Wege“ und zu möglichen Auswirkungen bei Nicht-Berücksichtigung.

 

Bitte schreiben Sie mir gerne, wenn Sie Fragen dazu haben und auch gerne, wenn Sie meine Informationen hilfreich fanden.

 

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© BFB-2ndOPINION Oktober 2021